EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN DES TALENTSCOUTS VON WILSON
In der schillernden Welt des Profi-Tennissports gibt es viele Gesichter, die im Rampenlicht stehen: von aufstrebenden Talenten bis zu etablierten Champions. Doch hinter diesen Spielern steht ein Netzwerk aus Trainern, Managern und nicht zuletzt Talentscouts, die kontinuierlich auf der Suche nach dem nächsten großen Star sind.
Einer dieser Talentscouts ist der 41-jährige Marcel Stiehl aus Stuttgart, der für die Firma Wilson arbeitet. Seine Rolle ist es, junge Spieler bei lokalen, nationalen und internationalen Turnieren zu beobachten und ihre technischen, taktischen und physischen Fähigkeiten zu analysieren. Aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Abseits des Courts treten sie in den Dialog mit dem Umfeld des Spielers, seien es Trainer, Eltern oder Betreuer, um über mögliche Kooperationen oder Unterstützungsangebote zu sprechen. Ein Großteil ihrer Arbeit liegt in der detaillierten Dokumentation.
Marcel Stiehl war selbst im Tennissport aktiv, hat Sportwissenschaft an der Universität Tübingen studiert und auch heute arbeitet der A-Trainer beim TEC Waldau Stuttgart e.V. auf dem Platz, was ihm ein tiefes, intuitives Verständnis für das Spiel und seine Feinheiten verleiht.
WIE LÄUFT EIN TURNIERBESUCH EINES SCOUTS AB?
Ein Turnierbesuch muss gründlich im Voraus geplant werden. Welche Spieler nehmen an dem Turnier teil? Befinden sich unter den Teilnehmern Spieler, die schon unter Vertrag stehen? Welche Spieler sind aktuell auf dem aufsteigenden Ast? Werden die Spieler von den Verbänden, den Coaches oder den Eltern betreut? Mit welchen Personen trete ich ggf. in Kontakt? Welche Spieler gehören aktuell bereits ins Portfolio?
Am Beispiel der Deutschen Jugendmeisterschaften in Detmold soll dies verdeutlicht werden.
Einen Tag vor Turnierbeginn reisen Marcel Stiehl und sein Kollege Jonas Wäschle mit dem Dienstwagen nach Detmold. Mit im Gepäck sind Werbebanner, kleine Geschenke für die Spieler, Testschläger und Teilnehmerlisten für jedes Feld. Dazu noch drei Kisten Bälle und Hütchen, denn einen Tag vor Turnierbeginn stehen die „Wilson Preparation Days“ an. Alle Spieler wurden im Vorfeld über den Instagram-Account @wilsonracketsde eingeladen, sich auf das Turnier vor Ort vorzubereiten. Geplant sind Kennenlernen, Warm-Up, Einschlagen, wiederholen der wichtigsten Spielzüge mit Aufschlag und Return und das Punktespiel am Schluss. Doch wie jedes Outdoor-Event, sind auch Turniere wetterabhängig. Es regnet. Flexibilität ist gefragt, wie beispielsweise bei der Verlegung des Trainings in eine Halle.
Aber solche Herausforderungen werden gemeinsam gemeistert, und die Teilnehmer arbeiten während des Trainings akribisch und nehmen dankbar die letzten Tipps an. Am Abend werden die Auslosungen veröffentlicht.
Marcel Stiehl und Jonas Wäschle gehen alle Felder durch, markieren interessante Spiele, Spielzeiten aber auch Spielorte, denn das Turnier in Detmold findet auf 8 verschiedenen Platzanlagen statt – Organisationstalent ist gefragt. Der Wecker klingelt um 7 Uhr, Frühstücken, Lagebesprechung, doch der Wetterbericht sagt erneut Regen vorher. Es soll ein ungemütlicher Tag auf und neben den Plätzen werden.
Bei der Ankunft im ersten Club stehen die Plätze bereits unter Wasser. Marcel Stiehl und Jonas Wäschle nutzen die Zeit, um sich mit den Betreuern und Eltern auszutauschen und Insider-Informationen zu erhalten. Als es dann auf dem Platz losgehen kann, beginnt die eigentliche Spielbeobachtung. Bei den U10 sind noch viele Spieler unbekannt. Ein erster grober Überblick muss ausreichen, Notizen auf dem iPad werden angefertigt und weiter geht es für das eingespielte Team zum nächsten Club. Hier beginnt das Spiel von vorne, an diesem Tag auf drei verschiedenen Anlagen. Doch nachdem der letzte Ball gespielt wurde, ist für die beiden Wilson-Scouts noch lange kein Feierabend. Die Daten müssen gepflegt werden, es finden Überlegungen statt, wen man weiter beobachten wird und wen nicht.
Am Donnerstag findet der zweite Preparation Day statt. Dieser ist für die U11- und U12-Spieler, die sich bereits für das Hauptfeld qualifiziert haben und erst später ins Turniergeschehen eingreifen. An diesem Tag spielt das Wetter mit und es kann auf den Sandplätzen trainiert werden. Jonas Wäschle und Marcel Stiehl kennen bereits einige der Teilnehmer, da der Großteil von ihnen es schon ins #teamwilson geschafft hat und einen Ausrüstungsvertrag hat. Mit dem Fortschreiten der Turnierdauer werden die Spiele intensiver und die Beobachtungen fokussieren sich auf Details, wie die Körpersprache der Spieler nach verlorenen Sätzen oder, ob ihre Technik und mentale Stärke über das gesamte Match konstant bleiben.
Das Ansprechen und Interesse-Bekunden gegenüber den Eltern der Spieler ist dabei ein wesentlicher Bestandteil des Scoutings und nimmt viel Zeit in Anspruch. Doch nicht alle Spieler kommen in Frage für einen Vertrag, und in solchen Momenten ist es besonders wichtig, mit viel Einfühlungsvermögen und Sensibilität vorzugehen, um Enttäuschungen zu minimieren. Am Ende der Scouting-Reise können die beiden Wilson-Scouts auf ein tolles und erfolgreiches Turnier zurückblicken. In jedem Finale der Altersklassen U12, U11 und U10 weiblich und männlich steht mindestens ein Wilson-Spieler.
Fabio Wörner gewinnt den Titel des Deutschen Meisters bei den Junioren U12. Sebastian Scherer ist Sieger bei U10. Er und auch andere „Wunsch-Spieler“ konnten in diesen Tagen unter Vertrag genommen werden – mit dem Ziel, dass sie durch die Ausrüstung von Wilson die beste Möglichkeit haben, ihr Potenzial zu entfalten.