SO NAH WIE MÖGLICH AN DER REALEN MATCHSITUATION

Tennisfreunde24 Magazin Interview mit Timo Schwarzmeier dem Mental- und Taktikexperte für Amateurspieler.

Andy: Hallo Timo, stell dich doch bitte unseren Lesern einmal kurz vor.

Timo: Hallo zusammen. Ich bin Timo Schwarzmeier, 42 Jahre alt, ausgebildeter A – Trainer und Trainer Leistungssport mit eidgenössischem Fachausweis und komme aus dem Grossraum Basel in der Schweiz. Ich bin seit über 20 Jahren als Tennistrainer hauptberuflich aktiv und durfte während dieser Zeit unzählige teils unvergessliche Erfahrungen sowohl mit Kindern & Jugendlichen aber auch Erwachsenen & Senioren sammeln. Während meiner Trainerzeit in Deutschland leitete ich u.a. Tennisschulen in Süddeutschland. In der Schweiz hatte ich 8 Jahre die Verantwortung über den Wettkampfbereich einer Swiss Tennis Partner Academy und die letzten 3 Jahre leitete ich eine grosse Tennisschule im Kanton Aargau. Seit September 2023 fokussiere ich mich nun zu 100% auf die Unterstützung von ambitionierten und ehrgeizigen Tennisspielern und helfe ihnen in meinen 1:1 VIP – Coachings durch individuelles Mental- und Taktiktraining ihre Ziele im Tennis zu erreichen.

Andy: Wow, du verfügst also trotz deines noch recht jungen Alters über einen prall gefüllten Rucksack an Erfahrungen und Erlebnissen. Welches Erlebnis ist dir rückblickend bisher am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben?

Timo: Da gibt es natürlich viele. Aber an ein Erlebnis erinnere ich mich immer wieder gerne zurück, weil dies auch gut zum Thema passt, über das wir heute noch sprechen werden. Die Betreuung eines U14 Juniors an den Schweizer Junioren Meisterschaften. Aufgrund des Rankings musste dieser Junior die Qualifikation bestreiten. Unser Ziel war es die Qualifikation erfolgreich zu überstehen, da er auf diesem Level noch nicht so viel Erfahrung vorzuweisen hatte. Am Ende ist uns tatsächlich das Meisterstück gelungen und er konnte bis ins Halbfinale im Hauptfeld vorstossen und die Bronze Medaille als Qualifikant für sich gewinnen. Wenn ich darauf zurückblicke – eine unglaubliche Willensleistung des Jungen, die jedem zeigen sollte, wenn du dir ein Ziel setzt, dann kannst du dies auch erreichen. Die Frage, die du dir immer stellen musst, ist: «Was bist du bereit dafür zu tun»? und bist du bereit Dinge auch von einer anderen Seite anzugehen als es dir vom klassischen Tennistrainer gezeigt wird.

Andy: Sehr gute Überleitung. Unsere Leser interessiert natürlich, wie es dazu kam, den Weg des «klassischen Tennistrainers» zu verlassen und sich auf die Bereiche Mental- und Taktiktraining zu spezialisieren?

Timo: Dieser Gedanke kam mir schon 2 Jahre vor der A – Trainer Ausbildung 2016 und hat sich seither verstärkt und mich jetzt darin bestätigt, dass der eingeschlagene Weg der richtige Weg ist. Ein Beispiel dazu aus der Praxis. Im Fussball ist es seit jeher üblich, dass die Arbeit aufgeteilt ist. Z.B. trainiert der Torwart speziell mit einem Torwarttrainer. Meine Frage die ich mir dazu selbst gestellt habe. Warum deckst du als klassischer Tennistrainer eigentlich alle Bereiche (Technik, Taktik, Mental, Athletik) ab? Ist dies sinnvoll? Kannst du dies mit der notwendigen Qualität, die du an dich stellst und was sind Herausforderungen in Zukunft, wenn du weiterhin als «Klassischer Tennistrainer» arbeiten würdest. Für mich war klar, wenn du die Spieler nachhaltig und optimal unterstützen (fördern und fordern willst) dann musst du dich spezialisieren. Du kannst nicht aus einer Art «Bauchladen» heraus arbeiten nach dem Motto ich kann alles ein bissel aber nix wirklich. Das bringt den Spieler nicht vorwärts und ist auch nicht zielführend. Und ehrlich gesagt faszinieren mich das taktische und mentale am meisten im Tennis und ich bin überzeugt, dass die beiden Bereiche den grössten Hebel auf die Spieler ausüben. Insofern bin ich von diesem Weg zu 100% überzeugt.

Andy: Woran liegt es deiner Meinung nach, dass aus deiner Sicht so viele Amateur Spieler den mentalen Aspekt vernachlässigen?

Timo: Das ist eine sehr gute Frage Andy. Die Frage, die ich mir einmal gestellt habe, ist. Vernachlässigen sie es bewusst? Sind sie schuld, oder liegt die Schuld beim Trainer, weil er es ihnen nicht vermittelt? Wissen sie was Mentaltraining ist und kennen sie den positiven Effekt der Mentaltraining für sie hat? Aus jahrelanger Erfahrung und durch die Zusammenarbeit mit unzähligen Tennisspielern kann ich sagen, wenn das Mentaltraining ins Training integriert ist, machen die Spieler sehr grosse Fortschritte und die Spieler lieben es im mentalen Bereich zu arbeiten. Somit liegt für mich die Schuld bei den Trainern. Denn ihre Pflicht ist es den Spieler unabhängig, wie oft er trainiert ganzheitlich auszubilden und ihn beim Erreichen seiner Ziele (übrigens alle Spieler haben Ziele) zu unterstützen.

Andy: Ein sehr interessanter Ansatz. Viele Amateurspieler haben jedoch nicht die Möglichkeit (meist aus zeitlichen Gründen) oder auch die Motivation 3- oder 4-mal die Woche zu trainieren. Sie wollen sich jedoch trotzdem verbessern. Worauf sollte ein Spieler achten, um auch mit 1 bis 2 Einheiten in der Woche seine Ziele zu erreichen?

Timo: Hier liegt ein grosser Irrglaube vor. Der Spieler meint, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen (z.B. Clubmeister) bedarf es 3–4-mal Training/Woche. Er setzt also alles auf die Karte Quantität. Das ist falsch und belegen sehr viele Hobbyspieler. Ich behaupte 8 von 10 Zielen eines Hobbyspielers lassen sich mit 1 bis 2 Trainingseinheiten die Woche erreichen. Wichtig ist eben, wenn der Spieler trainiert, muss jede Einheit einem klaren Sinn & Zweck folgen. Die Qualität steht also über allem.

Andy: Wie viel Zeit muss ein Spieler aus deiner Erfahrung aufwenden, um sich im mentalen und taktischen Bereich sichtbar zu verbessern?

Timo: Das ist von Spieler zu Spieler völlig unterschiedlich. Bei manchen Spielern siehst du bereits nach 4 Wochen unglaubliche Fortschritte. In der Regel ist ein guter Anhaltspunkt ca. 3 Monate. Innerhalb dieser Zeitachse konnte ich bisher immer grosse Fortschritte mit den Spielern die ich 1:1 betreue erzielen.

Andy: Worin siehst du das Problem, wenn im Training sehr viel am Technischen trainiert wird. Oder sagen wir es so. Worin siehst du die Probleme, dass sich ein Amateurspieler häufig für seinen Geschmack zu wenig entwickelt.

Timo: Eine solide technische Grundlage ist die Basis eines jeden Tennisspielers. Dies steht ausser Frage. Jedoch ist die Technik, wenn man ein Tennisspiel betrachtet auf jedem Niveau ein Mittel zum Zweck. Tennis ist ein derart facettenreicher Sport, du hast auf keinem Level eine Chance, wenn du nur isoliert und stupide die Technik trainierst. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Ein Spieler mit einer durchschnittlichen Technik gepaart mit mentaler Stärke und taktischen Verständnis schlägt den Spieler, der sich in den Trainings nur dem Thema Techniktraining widmet. Das Problem liegt vor allem darin, dass sehr viele Amateurspieler fernab jeder Matchrealität trainieren. Wenn du dich als Spieler verbessern willst sind im Training Matchrealität, Spielzüge, Aufschlag & Return sowie Mentaltraining der sicherste Schlüssel zum Erfolg. Daher mein Appell an alle Leser. Euer Training muss so nah wie möglich an der realen Matchsituation sein.

Andy: Lass uns mal noch das taktische etwas detaillierter anschauen Timo. Welche Tipps kannst du unseren Lesern aus dem taktischen Bereich mit auf den Weg geben.

Timo: Ein recht simpler Tipp, den ich euch mitgeben kann, ist folgender. Haltet euer Spiel einfach! Verstrickt euch nicht in Dingen, die ihr nicht beherrschen müsst oder nie trainiert. Ich beobachte immer wieder Spieler, die im Match komplett andere Schläge auswählen als im Training. Ein weiterer Tipp. Definiert euren Spielstil, definiert eure Stärken und lernt Spielzüge, die zu eurem Spiel passen. Wenn ihr euch dann noch dem Thema Aufschlag und Return widmet wird euer Spiel in kürzester Zeit ein völlig neues Level erreichen. Anhand dieser Tipps seht ihr wie einfach es eigentlich sein kann. Ihr müsst es nur trainieren und in die Umsetzung kommen. Über 80% der Spieler im Amateurbereich scheitern an der Umsetzung. Tennis ist am Ende einfache Mathematik und keine Raketenwissenschaft.

Andy: Du hast gerade das Thema Spielzüge angesprochen. Macht es denn Sinn, sich von seinem Lieblingsspieler/Lieblingsspielerin dessen Spielzüge abzuschauen oder gar zu kopieren?

Timo: Inspiration holen ist sicher nie verkehrt und warum nicht seinem Idol nacheifern. Man muss einfach die Kirche im Dorf lassen und sich selbstkritisch hinterfragen ob man dazu in der Lage ist dies 1:1 nachzuspielen. Auf der anderen Seite ist das Tempo im Amateurbereich deutlich langsamer, was ein Nachspielen der Spielzüge der Profis wieder ermöglicht. Deshalb spricht meiner Ansicht nach wenig dagegen den Lieblingsspielzug deines Idols nachzuspielen.

Andy: Zum Abschluss noch eine letzte Frage. Viele Leser interessiert jetzt sicherlich, wie eine 1:1 Zusammenarbeit mit dir aussieht. Wie dürfen sich unsere Leser eine Zusammenarbeit mit dir vorstellen?

Timo: Jede Zusammenarbeit wird individuell auf die Bedürfnisse und Ziele des Spielers abgestimmt. Es gibt kein Pauschalpaket. Jeder Spieler ist anders und wird von mir dementsprechend auch individuell betreut. Zu Beginn steht mit jedem interessierten Spieler ein ausführliches Beratungsgespräch an. Hier finden wir heraus ob und vor allem wie ich dem Spieler helfen kann. Ausserdem erhält er dort bereits einen Schritt für Schritt Plan, wie wir gemeinsam sein Ziel erreichen werden. Wer hier weitere Infos möchte dem empfehle ich meine Seite www.timoschwarzmeier.com zu besuchen. Dort kannst du dir auch dein Erstgespräch reservieren und findest weitere Infos zu meinem VIP Performance Coaching.

Andy: Timo, vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast und unseren Lesern einen Einblick in deine Trainingswelt gegeben hast.
Für mich war dieses Gespräch mit dir sehr inspirierend, ich war immer der Meinung die Mentale Seite im Tennis ist nur was für die Profis aus den Top-100, der Meinung bin ich jetzt nicht mehr.