EINMAL IM JAHR ZUM TENNIS-TÜV

Nadal und der Fuß, Murray und die Hüfte, Thiem und das Handgelenk, Del Potro und das Knie. Viele Spieler haben ihre gesundheitlichen wunden Punkte und für manche bedeuten die sogar das Karriereende. Das wissen die Profis und sie tun alles dafür, um vorzubeugen.

Der Beweis: Egal ob in Wimbledon oder den Australien Open, im Finale beglückwünschen die Spieler sich nicht nur gegenseitig, sondern gratulieren mittlerweile immer auch der gesamten gegnerischen Box. Denn es ist klar, so ein Turniererfolg ist Teamarbeit. Neben der Schlagtechnik und Taktik zählt vor allem die Fitness. Dafür verantwortlich sind die Ernährungsberater, Physiotherapeuten und Ärzte der Spieler.

Schön wäre es, wenn auch Breiten- und Leistungssportler sich, allein oder mit der Mannschaft, davon inspirieren ließen sagt Prof. Dr. med Rüdiger Reer, von der Universität Hamburg. Der erfahrene Sport- und Bewegungsmediziner betreut mit seinem Team zahlreiche Spitzensportler, arbeitet auch mit dem Hamburger Tennisverband zusammen und ist ein Fan des weißen Sports.

Die körperliche Fitness von Untrainierten bis zum Leistungssportler zu untersuchen und Vorsorge vor Verletzungen zu treffen, sind ein wesentliches Ziel seiner Arbeit.

„Einmal im Jahr zum Tennis-TÜV.

Das wäre optimal“, sagt Prof. Reer, der auch Vorsitzender des Hamburger Sportärztebundes ist. Den finalen Unterschied mache beim Turnier, neben Technik und Taktik, immer die körperliche Fitness. Und daran lasse sich sehr gut arbeiten.

Im Institut für Sport- und Bewegungsmedizin am Hamburger Rothenbaum führt er mit seinem Team Untersuchungen und Beratungen durch und kann mit den verschiedenen Testschritten genau belegen, wie es um die Leistungsfähigkeit seiner Probanden steht.

Nach dem klassischen Mediziner-Check geht es in die Tiefe. Um Verletzungen vorzubeugen ist allgemeine konditionelle Fitness der wichtigste Baustein. Dafür werden die Sportler im Institut für Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg durch Untersuchungsverfahren wie Laktat-Leistungsdiagnostik und Spiroergometrie genauestens untersucht. Auf der Basis der dadurch gewonnenen Informationen gibt es auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Trainingsempfehlungen und Übungen. Dadurch sollen vorhandene Schwächen in der allgemeinen Fitness verbessert werden, um damit das Verletzungsrisiko eindämmen zu können. Sowohl beim Training als auch beim mehrstündigen Match.

Am Beispiel dieser Graphiken sieht man den Unterschied: von Leistungssportlern und Top-Ten-Tennisspielern, erklärt Prof. Reer.

Aus den Ergebnissen verschiedener Studien zu Verletzungen und Überlastungsschäden im Tennis bei Leistungs- und Breitensportlern wurde eine vorbeugende tennisspezifische Diagnostik entwickelt, durch die Verletzungsrisiken erkannt und mit entsprechenden Übungen verhindert werden sollen. Bei der Auswertung der Testergebnisse zeigen die erhobenen Daten, wo zum Beispiel gute Leistungssportler im Vergleich zu hochtrainierten Profi-Spielern stehen.

Ausdauer, Kraft, Power und Schnelligkeit sind hier die entscheidenden Messwerte seiner Untersuchung. Spitzenspieler (obere Graphik) erreichen in allen Bereichen Spitzenergebnisse, die sie zu den besten 10 Prozent ihrer entsprechenden Vergleichsgruppe gehören lassen. Mit abgestimmten Übungen kann jeder Sportler sehen, welche Bereiche speziell bei ihm trainiert werden müssten, wo die individuellen Verbesserungsmöglichkeiten liegen. Auf der To-Do-Liste stehen dann u. a. Muskeltraining für tennisspezifische Muskelgruppen.

Was dem einzelnen Spieler nach so einem “Tennis-TÜV” dann zu tun bleibt ist aber natürlich für alle gleich:

Fleißig und regelmäßig trainieren....

Text: Leander Herzog