HELGE ALBRECHT, EIN MACHER DER JETZT SCHON GESCHICHTE SCHREIBT

TENNISFREUNDE24 MAGAZIN IM INTERVIEW MIT TURNIERDIREKTOR ITF-MASTERS TOURNAMENT MT 1000 MALLORCA UND ITF-MT 700 FELD AM SEE, SOWIE TENNISFUNKTIONÄR HELGE ALBRECHT

Andy: Wie bist Du eigentlich zum Tennissport gekommen?

Helge: Als Jugendlicher habe ich bei Preußen Münster (ehemals Fußball-Bundeligist im Gründungsjahr 1963/64) in der A-Jugend im Tor gespielt. Am Stadion gab es auch eine 5-Platz-Tennisanlage, auf der ich meine ersten Schritte auf dem Tennisplatz gewagt habe. Als Ballsportler habe ich einen schnellen Einstieg in diese Sportart gefunden und gehörte bald zu den besten Tennisspielern in Westfalen. In Münster gewann ich mehrfach die Stadtmeisterschaften und wurde 1970 deutscher Hochschulmeister.

Andy: Wie gelangst Du denn von Münster in das beschauliche Wendland und seiner Kleinstadt Lüchow?

Helge: Während meiner Bunderwehrzeit in Munsterlager lernte ich bei den Tennisbezirksmeisterschaften meine spätere Ehefrau kennen, und nach unseren Examina erhielten wir beide eine Anstellung am Gymnasium Lüchow. Dort unterrichtete ich bis zu meiner Pensionierung die Fächer Sport und Französisch. Der heimische Tennis Club und dessen damaliger Vorsitzender brachten sehr schnell in Erfahrung, dass ich für die Finanzierung meines Studiums bei einer Tenisplatzbaufirma gearbeitet hatte. So gelangte ich 1974 in den Vorstand des Club als Platz-und Gerätewart.

Andy: Seit 50 Jahren gehörst Du nun ununterbrochen diesem Vorstand an. Ein halbes Jahrhundert. Auf welche Ereignisse bist Du besonders stolz?

Helge: Ich habe in dieser Zeit alle Vorstandspositionen innegehabt - bis auf die Position als Kassenwart - und bin seit 14 Jahren Vorsitzender meines Clubs. Besonders stolz bin ich darauf, dass es mir gelang in Zeiten des Becker Booms eine Dreifeld Tennishalle nach Lüchow zu holen. Den Bau eine neuen 6 Platz Tennisanlage habe ich initiert und erfolgreich abgeschlossen. Natütlich sind meine Aktivtäten dem Tennisbezirk Lüneburg-Stade und denm Niedersächischen Tennisverband nicht unentdeckt geblieben. So berief man mich als Bezirksjugenwart und danach als Vizepräsident für Jugendsport im damaligen NTV. Aber auch schulisch habe ich für den Tennisclub so manches bewirkt. Nach erfolreicher Prüfung zum DTB-A Trainer habe ich für das Kultusministeriun Niedersachsen im Zuge der reformierten gymnasialen Oberstufe einen Tennis Grundkurs entworfen und somit durften wir als erstes Gynmnasium in Niedersachsen Tennis in der Praxis im Grund- und Leistungskurs anbieten und die Abiturprüfung darin abnehmen.

Andy: Wie kamst Du aber neben Deinen tennissportlichen Aktivitäten und Erfolgen sowie der vielfältigen ehrenamtlichen Vorstandsarbeit auch noch dazu Tennisturniere zu veranstalten?

Helge: Mittlerweile auch Mitglied der Jugendkommission des Deutschen Tennisbundes holte ich 1983 die Europameisterschaften für Junioren B nach Lüchow. In dem Team, das ich als Kapitän betreute, spielte kein geringerer als Boris Becker mit. Deutschland gewann den Titel und Becker wurde 1 1/2 Jahre  später erster deutscher Wimbledonsieger.

Andy: Wie wir wissen hast Du dem Seniorensport im NTV richtungsweisende Impulse gegeben.

Helge: Nun ja, ich wurde nach einem Ressortwechsel im Verbandsvorstand Vizepräsidemt für Training und Ausbildung sowie verantwortlicher Referent für den Seniorensport. Da habe ich in 6 Jahren alljährlich die Meisterschaften für Senioren in der Halle und auch die Freiluftmeisterschaften organisiert. Hinzu kam die mehrfache Ausrichtung der Norddeutschen Meisterschaften. Ein besonderes Highlight in dieser Zeit war, als die ITF und der DTB mir die Veranstaltung der Teamweltmeisterschaften der Heren 50 in meiner Heimatstadt Lüchow übertrug. 21 Nationen kämpften dabei beim Fred Perry um den Weltmeistertitel, den Frankreich gegen den Favoriten Deutschland gewann, die mit den ehemaligen Davis Cup Spielern Hajo Plötz und Harald Elschenbroich angetreten waren. Dieses Event war derart erfolgreich, dass mich zahlreiche Teammitglieder des Fred Perry Cups baten, auch einmal ein ITF-Turnier für Senioren anzubieten. Das war im gleichen Jahr im Oktober 1995 die Geburtsstunde des 1. ITF-Mallorca Tuniers.

Andy: Wie kam es dann aber zu dieser fulminanten Entwicklung dieses Mallorca Turniers?

Helge: Offensichtlich war die Organisation und das Ambiente dieser Veranstaltung so gut, dass aus 75 Teilnehmern des ersten Jahres schnell über 400 Spieler wurden. Ebenso schnell wurde die Einstufung des Turniers von der ITF in London angehoben. Schon nach zehn Jahre wurden wir zum Grade A,
der höchstmöglichen Graduierungstufe der ITF befördert, Grade A wurde nur in jedem Land einmal von der ITF vergeben Als wir dann über 800 Teilnehmer in einer Turnierwoche waren, habe ich das Turnier auf 2 Wochen ausdehnen müssen. Bei der umgestalteten Senioren Turnierserie der ITF, die sich jetzt ITF World Tennis Masters Tour nennt, spielen wir die Herren / Damen 30-60 in der ersten Turnierwoche und die Altersklassen 65-90 in der 2. Woche. Auch bei dieser Turnierserie haben wir mit der Einstufung zu Grade MT 1000 die höchstmögliche Graduierung erreicht.

Andy: Mit dem Mallorca Turnier ist auch die Real Federación Espanola (RFET), der Spanische Tennisverband, auf Dich aufmerksam geworden. Man hat Dir zweimal die Ausrichtung der Team- und Einzelweltmeisterschaften in den Jahren 2021 und 2023 übergeben.

Helge: Ja, das waren in der Tat ereignisreiche Veranstaltungen. 2021 standen diese Weltmeisterschaften ganz im Zeichen von Corona und wurden dennoch zu einem großartigen Erfolg. Das Jahr 2023 wurde zu einem Jahr der ITF Rekorde. Noch niemals hatten 158 Teams aus 40 Nationen zu einer Team-WM gemeldet und auch bei den „Individuals“ waren mehr als 700 Spieler am Start. In der AK 65 hatten wir ein 165-er Feld mit 41 Qualifikationsspielen, ein Mammutprogramm. Die Zufriedenheit aller Beteiligten über die reibungslose und mustergültige Organisation, die stilvolle un ergreifende Eröffnungszeremonie und das offizielle Galadinner wurden von allen Beteiligten begeistert gefeiert und waren die höchste Anerkennung für mein Turnierleitungsteam.

Andy: Bist Du denn auch wegen Deiner vielfachen Aktivitäten von der ITF oder anderen Institutionen ausgezeichnet worden?

Helge: Schon bei der 2. WM als Turnierdirektor, der Einzel-WM der Herren 45 im Jahre 2003 in Hannover überreichte mir der Deligierte der ITF im Rathaus von Hannover einen Award für die perfekte Ausrichtung der Veranstaltung. Einer der Höhepunkte dieser WM war ein Exebition Match vor 6000 Zuschauern zwischen Mansur Barami und Michal Stich. Besonders stolz bin ich auf eine Auszeichnung der Tennis Federation der Balearen Inseln, die mir vor 1000 geladenen Gästen für meine Verdienste um das Mallorca Turnier von Rafa Nadal persönlich überreicht wurden. Auch die letzten beiden Weltmeisterschaften 2021 und 2023 wurden von der ITF besonders ausgezeichnet.

Andy: Hast Du denn trotz des vielfältigen ehrenamtlichen Engagements Deine eigene tennissportliche Karriere ganz aufgegeben?

Helge: Keinesfalls, ich wurde mit 50 Jahren deutscher Meister im Herrendoppel 50. Zahlreiche Meistertitel bei den Herren 35-65 in Niedersachsen und auch zweimal die Norddeustchen Meistersxchaften sind von mir gewonnen worden. Mein kleiner Heimatclub der TC Lüchow wurde ebenfalls mit mir bei den HE 60 zweifacher norddeutscher Meister.

Andy: Jetzt willst Du nach einem halben Jahrhundert Deinen Posten als Vorsitzender in Deinem Heimaltclub abgeben, was ist mit den beiden Tunrnieren?

Helge: So lange es mir gesundheitlich gut geht, werde ich beide Veranstaltungen weiter fortführen.

Tennisfreunde24 Magazin wünscht Dir alles Gute, bleibe beiden ITF Turnieren auf Mallorca und in Feld am See noch möglichst lange erhalten.